Wie sich die Zeiten doch ändern.
Früher hätte mir vor diesen Zinken nur geschaudert - heute will ich da hinaufkraxeln.
Aber alles der Reihe nach.
Eigentlich hätte ich mir für heute aufgrund der etwas bescheidenen Wetterprognose eine nur kurze Wanderung zur "Rinnenden Mauer" ausgesucht. Aber es kommt eben oft anders als man plant.
Da der Zinkensteg zur "Rinnenden Mauer" wegen Felssturzgefahr gesperrt ist, konnte ich nur einen kleinen Abschnitt der geplanten Runde erwandern. Jener war dann aber auch beeindruckend.
Riesige Felsen aus Konglomerat bilden den Rahmen dieser beeindruckenden Schlucht der "Krummen Steyrling".
Das Konglomerat in Nahaufnahme
Bei der Mündung der Krummen Steyrling in die Steyr befindet sich diese Brücke.
Leider ist ab hier gesperrt und so folge ich der Steyr nur noch ein kurzes Stück flussabwärts.
Zur "Rinnenden Mauer" gelange ich nicht, aber das türkisfarbene Blau der Steyr war auch sehenswert. Eines steht fest - ich komme wieder - "Rinnende Mauer".
Was aber nun anfangen mit der vielen Zeit ? In dieser Gegend - kein Problem.
Es bieten sich einem hier viele Möglichkeiten.
Schnell hab ich mein nächstes Ziel im Auge. Am Südhang des Großen Landsberges befinden sich einige Felszacken. Zwei davon nennen sich Schauderzinken. Eigentlich wollte ich mir die beiden nur einmal von der Nähe anschauen.
Aber wie gesagt - es kommt eben oft anders als man plant.
Am Ende der Forststraße Schauderzinken, folge ich einen mit Steinmandln markierten Pfad durch schönen Buchenwald hinauf zu den beiden gigantischen Monolithen. Ehrfürchtig blicke ich hinauf.
Der kleinere der beiden (für einen Genusswanderer) wahrlich schauderlichen Zinken ist für mich nicht erkletterbar.
Insgesamt gibt es hier 30 Kletterrouten im Schwierigkeitsgrad VI-VII. Aber nur eine einzige ist für mich erkletterbar. Und zwar der "Normalweg" auf den Großen Schauderzinken, der mit Schwierigkeit II-III klassifiziert wird.
Bis zur Kante hinauf wars noch relativ leicht.
Aber ab der Kante, musste ich all meinen Mut zusammennehmen, da der Grat sehr schmal und extrem ausgesetzt ist.
Ich ging absolut an mein persönliches Limit. Klettergrad III im "Free-solo".
Die letzten Meter zum Gipfelkreuz. Es schaut leichter aus als es war.
Der letzte Griff. Das Gipfelkreuz ist erreicht.
Aber genießen kann ich hier oben nicht.
Dazu ist dieses Plätzchen zu klein und zu ausgesetzt.
Deswegen klettere ich schon kurz darauf wieder ab. Denn Entspannung oder Unkonzentriertheit konnte und durfte ich mir hier absolut nicht erlauben.
Auch der Abstieg gelang erfolgreich.
Doch für heute hatte ich genug Adrenalin.
Fazit: Irgendwie macht mir Klettern im SG II mehr Spaß als im SG III.
Jedenfalls brauchte ich jetzt etwas Entspannung. Der Abstieg durch den schönen Buchenwald tat schon mal Wirkung. Danach folgte ich dem Weg der "Schwarzen Grafen" durch die Schmiedleithen - dem Eisenstraßenerlebnisweg.
Ich kann nur sagen - sehr empfehlenswert und entspannend
Am Weg zur Waldklause begegnete ich zwar einem Bären - aber der war auch kein Grund zur Aufregung...
denn Teddy chillte gemütlich auf einer Bank und blickte nur verträumt hinüber zum Dürren Eck.
Ich gesellte mich kurz zu ihm - tat es ihm gleich. Die Löwenzahnwiese war ja auch wirklich herrlich.
Zur Zeit herrrscht Hochblüte beim Löwenzahn.
Aber auch die Apfelbäume sind am Höhepunkt ihrer Blüte.
Wunderschön. Da musste ich einfach meine Kamera zücken.
Zu Mittag erreichte ich die Waldklause. Ein Gasthaus das für seine Fischspezialitäten bekannt ist.
Als einziger nahm ich mein Mittagessen im Gastgarten ein.
Windstille und 20°C - ich frag mich warum alle Gäste drinnen sitzen !?
Mir schmeckt das köstliche Forellenfillet in der frischen Luft viel besser.
Nachmittags ließ ich mir dann viel Zeit.
Im Schneckentempo machte ich noch einen Abstecher in die Rinnerberger Klamm.
Mit der Vogelgesang- oder Lichtensteinklamm kann diese Klamm zwar nicht mithalten, dennoch bieten sich einem auch hier schöne Fotomotive und Plätzchen zum Verweilen an.
Am längsten verweilte ich hier am größten und schönsten Wasserfall in der Rinnerberger Klamm.
Die Gegend um Leonstein und Molln gefällt mir ausgesprochen gut und ich bin mir sicher, dass ich hier nicht zum letzten Mal gewesen bin. Denn nicht nur die Rinnende Mauer, sondern auch Schloss und Ruine Leonstein müssen unbedingt noch besichtigt werden.