Gerlinde Kaltenbrunner ist nach erfolgreicher Besteigung des Mount Everest wieder wohlbehalten im Basislager zurück. Auch ich bin mittlerweile wieder im "Basislager" und kann auf ein interessantes Pfingstwochenende zurückblicken.
Es wurde einiges an Erfahrung gemacht und in vielen Bereichen dazugelernt.
Ziel war auch eine persönliche Auslotung: sprich -> was will ich (Bedürfnis), wo steh ich (Orientierung) und was brauch ich (Wissen), um an mein Ziel zu kommen.
Diese Fragen kann ich nun zumindest teilweise beantworten.
Betrachtet man die Maslowsche Bedürfnispyramide ...
... ist diese ohnehin eine ständige Baustelle, die man nicht so einfach erwandern kann.
Noch hab ich weit hinauf zu jenem Gipfel.
Aber die Blickrichtung meiner Bedürfnisse am Wochenende war sicherlich nach oben gerichtet.
36 Personen aus ganz Österreich trafen sich Samstag vormittags in Spital am Phyrn und nahmen an einem Wanderführerseminar teil.
Gleich zu Beginn erklärte man uns, dass der Lehrstoff vielfältig und dicht gedrängt sei.
Und tatsächlich fingen die folgenden Tage um 6:45 Uhr mit Morgensport an und endeten erst gegen 21 Uhr im Seminarraum. Fad wurde es uns jedenfalls nie.
Die Seminarräume im Hotel Freunde der Natur werden nach den 9 Planeten unseres Sonnensystems benannt. Meine Gruppe war zumeist im Seminarraum Venus untergebracht.
Das Schild am Eingang war gleich mal vielversprechend...
Nacktwandern wurde uns aber nicht gelehrt.
Nachdem Tag 1 und 4 des Seminares sehr viel Theorie beinhaltete, waren Tag 2 und 3 eher praxisbezogen. Von den beiden Wanderungen werde ich nun kurz berichten.
Anfangs wurde gleich mal wiederholt und unser Können in Sachen Kartenkunde geprüft.
Schnell stellte ich fest, dass ich dahingehend relativ sattelfest und routiniert bin (berufsbedingt kein Wunder, hab ich doch viel und oft mit Karten und Plänen zu tun)
Die 8 Kilometer-Wanderung auf den Stummerkogel vollzogen sich im Schneckentempo.
Eine "Tigerschnecke" (Tigerschnegel) hat uns gejagt und beinahe eingeholt.
Jeder der Teilnehmer musste die Gruppe ca. 1 Kilometer führen und mit einem bestimmten Thema "beglücken". Zwischendurch wurde immer wieder der Standort bestimmt und neu orientiert.
Die Damen taten sich da doch etwas hart, dafür waren sie wiederum Experten in Sachen Natur- und Pflanzenkunde. So konnte jeder irgendwie vom anderen profitieren und dazu lernen.
Kurz vorm Gipfel übernahm ich die Gruppenführung. Da ich oft in dieser Gegend unterwegs bin, kenne ich die umliegende Bergwelt schon sehr gut. Also erzählte ich etwas von den Bergen ringsum und erklärte ihnen, was man in der wunderschönen Phyrn-Priel Region so alles anstellen kann.
Anschließend übernahm Gerti das Kommando. Sie brauchte kein Bestimmungsbuch für die Blumen am Wegrand und kannte fast jede aus dem Stegreif.
und wenn Engel wandern, wird auch das Wetter besser...
Tags drauf am Pfingstmontag, während Gerlinde gerade am Mount Everest stand, erwanderten wir die Vogelgesang-Klamm.
Dort wo sie als Jugendliche im Winter mit Seil und Pickel oft die vereisten Wasserfälle hinaufkletterte, stiegen wir heute etwas gemütlicher die Stufen empor.
Die Vogelgesangklamm ist nach der Lichtensteinklamm in Salzburg die zweitlängste, verbaute Klamm Österreichs. Ich war hier schon mal als Kind. Irgendwie kam mir das Ganze damals noch größer vor. Trotzdem waren die vielen Wasserfälle beeindruckend.
Wieder durften wir einiges in Sachen Flora und Fauna dazulernen. Egal ob Wasseramsel, Steinfliege oder Laufkäfer. Nichts entkam uns, ohne vorher von uns bestimmt zu werden.
Den Ausklang der heutigen Wanderung gabs bei der Bosruckhütte.
Das an diesen Pfingstmontag hoffnungslos überforderte Personal, war nicht gerade zu beneiden und dementsprechend unfreundlich. Wir ließen uns aber nie von einer schlechten Laune anstecken.
Im Gegenteil. Wir waren mittlerweile ein eingespieltes Team, das zusammenhielt und sich super verstand. Interessante Einblicke gabs dieser Tage auch in Sachen Sozialpädagogik und Gruppendynamik. Mittels teamorientierten Aufgaben und Spielchen wurde das ab und zu "trockene" Lernen im Seminarraum immer wieder aufgelockert und jeder dazu aufgefordert aktiv mitzumachen.
Alles in allem ein buntes Wochenende mit vielen neuen Gesichtern und erfrischenden Eindrücken.
Neue Optionen tun sich auf und einiges an Touren ist schon wieder geplant.
Nur eine Sache könnte bald zum Problem werden; mir gehen langsam die noch freien, unverplanten Wochenenden aus