5 Uhr - der Wecker läutet.
Eigentlich hätte ich keinen gebraucht, weil ich die ganze Nacht nicht schlafen konnte.
Der Grund lag dieses Mal aber nicht an schnarchenden Menschen oder am ungemütlichen Bett ... woran es lag,weiß ich nicht... vielleicht war es die dünne Luft hier oben - keine Ahnung.
Nach dem Frühstück, so gegen 6 Uhr starteten wir unser Vorhaben, die Besteigung der Wildspitze.
Vorbei am Eissee über einige Schneefelder.
Schon bald, nach der ersten kleinen Steigung, wurde mir klar, dass ich heute gar nicht gut zu Fuß bin.
Meine Beine waren schwer und mein Atem kurz
Der Weg entlang des "Moränen-highway's" war eigentlich unschwierig und nur leicht ansteigend, dennoch kam ich nur langsam voran. Es war anstrengend für mich und Andi musste ein paar Mal auf mich warten. Am Ende des Moränenhighways rüsteten sich fast alle "Seilschaften" mit Steigeisen, Eispickel und Klettergurte auf. Während Andreas seinen Gurt und seine Steigeisen auspackte begutachtete ich die Schlüsselstelle.
Es ist diese 45° Steilrinne hinauf zum Mitterkarjoch (3470m)
Technisch gesehen wäre es wohl kein Problem gewesen, aber ich hätte seeehr langsam steigen müssen. Meine Atemfrequenz und mein Puls war einfach viel zu hoch. Ich wollte Andreas nicht aufhalten, deswegen entschied ich hier auf 3230m umzukehren und eine etwas leichtere Gipfel-alternative zu machen.
Hier trennten sich also unsere Bergwege. Andi war auch nicht sauer auf mich.
Er schloss sich im Aufstieg bald einer alten Bergkoryphäe und dessen Sohn an.
Ich hingegen spazierte wieder den, mittlerweile in der Sonne liegenden Moränenhighway hinunter.
Nun konnte ich es wieder gemütlicher angehen. Ich ließ mir sehr viel Zeit.
So wie es meine Beine und mein Atem eben zuließen.
Eine Zeit lang rastete ich am Eissee
und betrachtete die Eisschollen und Inseln.
Bei der Breslauerhütte schlug ich dann einen anderen "Abstiegs-"weg ein.
Den Weg über das Rofenkar Richtung Wildes Mannle.
Ein Lämmchen wies mir den Weg bzw. fühlte sich eine zeitlang von mir verfolgt.
Später begegnete ich einem schwarzen Schaf, weit abseits der Herde. kurz ging es auf mich zu, als wollte es mir Hallo sagen. Es dürfte wohl ein seelenverwandtes Lebewesen sein
Steigt man von der Breslauerhütte zunächst 200hm ab, muss man dann hier über einen steilen Moränendamm wieder aufsteigen. Jetzt kommt meine Müdigkeit vollends durch. Bei einem größeren Felsen mache ich Halt...
und lege mich hin.
Die Sonne wärmt angenehm. Eine leichte Windbrise macht alles noch angenehmer.
Ich glaub ich bin fast eine halbe Stunde einfach nur da gelegen. Fast wär ich eingeschlafen, so müde war ich.
Unten beim Gletscherbach wieder das selbe.
Ein großer Felsen, ideal für ein kurzes Nickerchen. Ich hatte Zeit.
Andi würde erst gegen 15 Uhr in Hochvet eintreffen.
Der Gipfel des Wilden Mannles rückte wirklich nur sehr langsam näher. Fast hätte ich ihn auslassen wollen.
Aber ich biss nochmal die Zähne zusammen und schaffte im Schneckentempo über den Normalweg auch noch den letzten steilen Schlussanstieg hinauf zum Gipfel.
Dann hatte ich auch auf meinen linken Bizeps ein "3000er-Tatoo" .
Das Gipfelkreuz des wilden Mannles
Die Tafel die daran angebracht ist entspricht ganz meiner "Bergphilosophie"
Von wegen Wildes Mannle
ein schöner und realtiv einfach zu erreichender 3000er (hatte man keine schlaflose Nacht zuvor).
Letzter Blick zurück zum Wilden Mannle.
Das wilde Mannle Andi befand sich gerade auf einen anderen Gipfel ... auf dem Nebengipfel dort oben
auf der Wildspitze.
Das gemütliche Mannle gönnte sich nach seinem Abstieg nach Hochvent Spaghetti B. und ein Hopfengetränk.
Ich hatte mein Bier noch nicht ausgetrunken, als Andi (etwas verschwitzt) um die Ecke bog und mir von seinem abenteuerlichen und erfolgreichen Gipfelsieg erzählte ...
aber das ist eine andere Geschichte