Das schöne Sonntagswetter musste genutzt werden und so entschied ich mich heute für einen „Ski-Touren-Klassiker“. Und zwar für die allgemein hin schon ziemlich bekannte „Wilde“, die aber bei weitem nicht so wild (im Sinne von schroff) ist, wie ihr Name vermuten lässt. Hinter dem Sägewerk Hackl in Vorderstoder befindet sich sogar ein eigens für Tourengeher angelegter Parkplatz (740m).
Gegen 8:30Uhr starte ich von hier aus meine heutige Schneeschuhtour.
Den Hackl-Schleppliften entlang, geht es zunächst über zwei Skipisten hinauf zum Gasthof Baumschlagerberg (940m).
Man könnte die Tour auch von hier starten und sich somit 200hm ersparen. Für mich gings dafür dann schon gut aufgewärmt weiter durch dichteren Wald.
Ein griffige, gut ausgetretene Spur lässt mich schnell und problemlos vorankommen. Nachdem der Hutberg rechts umgangen wird, erreicht man einen flachen Forstweg.
Hier wird die "Wilde", ein Bergsporn zwischen Loigis-und Rottal erstmals erkennbar. Der Forstweg führt mich zu dieser Weggabelung. Rechts ginge es zur Steyrsbergerreith.
Ich aber folge links der Skispur hinauf und erhasche schon kurz darauf erste wunderbare Blicke auf die „Stodertaler Könige“ wie Hochkasten, Ostrawitz, Spitzmauer und Prielgruppe.
Unter mir die Alm der Steyrsbergerreith.
Hier -nach einem Jagdsitz- beginnt dann der mittlere und steilste Abschnitt der Tour. Die folgenden, steilen 300hm werden aber durch viele Serpentinen gut entschärft.
Kurz vor der Wildalm brechen Sonnenstrahlen durch den Lärchenwald und das Gelände wird wieder flacher. Auf 1613m erreiche ich die 3 Wildalmhütten. Eine davon (die Baumschlager Hütte) mit Loggia, lädt zum Verweilen ein.
Hier pausiere ich kurz und werfe einige Blicke hinüber aufs Sengsengebirge.
Nachdem ich meinen Weg fortsetze, hab ich leichte Schwierigkeiten meinen Rhythmus wieder zu finden.
Vielleicht lag es aber auch nur an der atemberaubenden Szenerie. Östlich, der langgezogene Warscheneckstock, den ich über Zellerhütte und Lagelsberg im Jahr 2008 schon aufgestiegen bin.
Der Lärchenwald wurde nun zunehmends lichter.
Auf ca.1750m erreiche ich die Baumgrenze.
Durch Latschen bahnt sich die Spur nun immer flacher höher.
Schließlich wird auch der Latschenbewuchs spärlicher und man erreicht eine Geländekuppe.
Hier sieht man bereits den ersten "Mugel" der Wilden. Es ist das eigentliche oder zumeist besuchte Ziel der Tourengeher auf die "Wilde", das Brennert (1881m), weil es hier auch ein kleines Gipfelkreuz gibt.
Auffallend ist, dass es nicht ganz am höchsten Punkt des Brennerts steht. Aufgrund der starken Schneeverfrachtungen wäre das kleine Kreuz am höchsten Punkt des Brennerts wahrscheinlich oft zugeschneit.
4 Ski-Tourengeher befinden sich um halb 12 Uhr am Gipfel. Einer davon lichtet mich ab.
Ich halte mich hier aber nicht lange auf.
Zu groß ist die Verlockung durch den jungfräulichen Schnee hinauf zum höchsten Punkt der Wilden, dem sogenannten Hanskamp auf 1917m zu watscheln.
Und tatsächlich erweist sich der Abstieg in die Senke und der folgende Anstieg zum Hanskamp als der schönste Abschnitt meiner Tour. Immer wieder musste ich verharren - zurückblicken ...
... um diese Eindrücke auf mich wirken zu lassen
und um Fotos von den beeindruckenden Schneeverfrachtungen und „Wind-Schnee-Kunstwerken“ zu machen. Wie Meereswellen lässt der Wind hier den Schnee auf den Bergkamm "branden".
Nachdem ich die Senke durchschritten habe, blicke ich stolz zurück auf meine Spur die ich am Brennert hinterlassen habe. Genau oberhalb des Brennerts erkennt man gut Falken- und Kremsmauer. Am rechten Bergzugende unübersehbar, der Kalkabbau von Steyrling.
Kurz darauf erreiche ich das Hanskamp (1917m). Es wird markiert von einem aus Latschenästen gezimmerten Naturjagdsitz.
Ich watschle noch weiter bis zum letzten Zacken der „Wilden“ zurück...
...um mich hier in aller Einsamkeit niederzulassen.
Eine halbe Stunde sitze ich hier wie ein König am „wilden“ Thron, flankiert von mächtigen 2000ern wie Lagelsberg, Warscheneck, Schrocken und Hochmölbing.
Aus westlicher Richtung sah und hörte man die Skitouristen und Seilbahnen vom Schafkogel (Höss). Getrennt vom Massentourismus war ich nur durch das Rottal, der Elmwiese und dem Elmplan,...
welches letzten Winter traurige Bekanntheit durch einen großen Lawinenabgang erlangte. Zum Glück kam damals keiner ums Leben.
Ich fühlte mich auf der "Wilden" relativ sicher und nie einer Gefahr ausgesetzt. Die Lawinengefahr ist hier aufgrund der flachen Hänge äußerst gering.
Deshalb startete ich ganz entspannt und erst nachdem der Kräutertee ausgetrunken war ...
meinen Abstieg.
Letzter Blick zum Gipfelrastplatzerl und dem dahinter aufragenden Phyrner Kampl (2241m).
Abstieg in die "Latschensenke" zwischen Hanskamp und Brennert.
Blick zur Prielgruppe und zum "schneewechtigen" des Brennerts.
Menschenmassen im Aufstieg zum Brennert.
Zurück auf der Wildalm. Der Abstieg erfolgte zügig.
Auf Höhe Sterysbergerreith viel mir diese Tafel auf.
Man befindet sich hier m Naturschutzgebiet "Warscheneck Nord".
Umso bedenklicher erscheint mir das wahnwitzige Projekt, dass mir letzte Woche zu Ohren gekommen ist. Es bestehen nämlich derzeit Überlegungen die beiden Schigebiete Wurzeralm und Huttererhöß mit einem aufwendigen Seilbahnprojekt quer über das nördliche Warscheneckgebiet zu verbinden. Geplant wäre angeblich eine Seilbahntrasse vom Frauenkar über den Toten Mann zum Loigistal, weiter über die Wildalm ins Rottal und zur Höß. Man kann nur hoffen das die UVP hier dem Kapitalismus einen Strich durch die Rechnung macht.
Ansonsten wird die "Wilde" bald den zahmen Pisten auf Höss, Wurzeralm oder Hacklschipiste gleichen.
Sanfter Tourismus mit Skitourengehern okay, aber bitte keinen Kahlschlag für weitere Skipisten, auf Kosten von Flora und Fauna.
Ich finde die sanfte "Wilde" sollte wild bleiben !!!